Religion

Weihnachten für alle? Wie Muslime Weihnachten erleben

„Fröhliche Weihnacht überall!
tönet durch die Lüfte froher Schall.
Weihnachtston, Weihnachtsbaum,
Weihnachtsduft in jedem Raum! […]“

Weihnachtsmusik ist im Dezember jeden Jahres beinahe überall zu finden, denn so stimmen wir uns alljährlich auf Weihnachten ein. Aber ist Weihnachten tatsächlich auch in jedem Raum zu finden, wie das Lied besagt? Das ist vielleicht im Jahr 2018 in Deutschland nicht mehr ganz aktuell. So gibt es genügend Menschen, für die Weihnachten gar keine oder eine ganz andere Bedeutung hat. Viele von ihnen sind Zugehörige anderer Religionen. Muslime beispielsweise – im Spezifischen unsere Mitstudierenden Nudret und Elif. Beides gläubige Muslima. Im normalen Alltag spielt die Religion zwischen uns keine Rolle – aber an Weihnachten zieht es die meisten von uns nach Hause in den Schoß der Familie, um dort ein besinnliches Weihnachtsfest zu verbringen. Am 24. Dezember haben wir alle unsere ganz persönlichen Traditionen – die meisten stehen in Verbindung mit Geschenken, einem Weihnachtsbaum, gutem Essen, Kirche. Unterscheidungen von Familie zu Familie gibt es meist nur in den Details. Aber gilt das auch für Nudret und Elif? Feiern die beiden auch Weihnachten, so wie wir es kennen? Das haben wir uns gefragt….und sie direkt mal dazu interviewt.

1. Was machst du an Weihnachten (24. Dezember)?
Nudret: Dadurch, dass bundesweit für alle zur selben Zeit Ferien sind, feiern wir mit beziehungsweise freuen uns mit, sage ich jetzt mal. Dieses Jahr zum Beispiel findet drei Tage lang ein Treffen statt, bei dem wir zusammen in einer Moschee schlafen, wir lernen zusammen, kochen zusammen, lesen abends zusammen und so weiter. Das stärkt unsere Bindung zueinander, es werden neue Freundschaften geschlossen, man lernt auch noch was..das macht sehr viel Spaß und ich gehe gerne hin. Und das ist eben direkt am 24. Dezember. Da werde ich sein.
Elif: Ich mache nichts Besonderes an Weihnachten. Dadurch, dass es ein Feiertag in Deutschland ist, bin ich aber mit meiner Familie – das heißt meinen Eltern und meinem Bruder – zusammen. Ansonsten ist es ein ganz normaler Tag.
2.Was bedeutet die Weihnachtsvorbereitungszeit für dich? Gehst du zum Beispiel auch auf Weihnachtsmärkte?
Nudret: In der Weihnachtsvorbereitungszeit finde ich die Dekoration in den Städten sehr schön und durch die Rabattaktionen macht man ja irgendwie auch mit (lacht). Auf den Weihnachtsmarkt gehe ich auch immer sehr gerne, da gibt es ja auch super leckere Sachen – wir essen zum Beispiel immer gerne Waffeln, das ist ein „must-do“ bei uns. Ich backe außerdem auch immer Plätzchen zuhause in der Weihnachtszeit.
Elif: In der Weihnachtsvorbereitungszeit schaue ich immer den Film Kevin allein zuhause. Außerdem gehe ich sehr gerne auf Weihnachtsmärkte und mag insgesamt die Zeit gerne, weil sie harmonisch ist. Ich teile die Vorfreude, merke, dass die Stimmung anders ist und finde das schön.
3. Schenkst du deiner Familie oder Freunden was?
Nudret: Nein, wir beschenken uns nicht. Aber weil wie gesagt alle Ferien haben, trifft man eben alle – sowohl die ganze Familie als auch die Freunde…das ist für uns die Weihnachtszeit und das macht auch sehr viel Spaß. Wir haben zwar kein Weihnachtsbaum, aber wir genießen die Zeit und die Atmosphäre.
Elif: Nein, ich schenke nichts. Es ist eher ein Beobachten und Miterleben.

24. Dezember 2018

Eintauchen in eine fremde Religion – Interview mit dem Imam der Friedensmoschee Erlangen

Im Rahmen des Seminars „Islam in Medien und Öffentlichkeit“ von Dr. Najat Abdulhaq besuchen wir die Friedensmoschee in Erlangen und nehmen am Gebet der muslimischen Gemeinde teil. Da wir in dem Kurs neben den religiösen Grundlagen vor allem die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam in Medien und Öffentlichkeit erlernen, ist es wichtig, den Islam in der Öffentlichkeit selbst mitzuerleben und einen Imam und seine Gemeinde persönlich zu treffen. Für die meisten von uns ist der Besuch der Moschee die erste unmittelbare Erfahrung mit muslimischem Alltag. Den ganzen Vormittag sehen wir viel Neues und Unbekanntes. Da stellen sich uns natürlich viele Fragen. Nach dem Gebet erhalten wir die Chance auf die Beantwortung all dieser Fragen.

Wie groß ist die Gemeinde?

Wir haben eine feste Mitgliederzahl von 100 Leuten. Mit Besuchern sind es 400 bis 500 Menschen.

Woher nehmen Sie die Inspiration für ihre Predigten?

Ich lasse mich von dem Verhalten der Gemeinde inspirieren, aber auch von Hintergründen, welche die Gemeindemitglieder bewegen. Ich verwende theologische Themen aber auch alltägliche, die einen Bezug zu Jugendlichen, Frauen, Männern haben. Gemeindemitglieder machen Vorschläge und ich greife sie auf. Wenn in den Medien ein aktuelles Thema behandelt wird (Gewalt, Terror etc.), wird das auch in der Predigt diskutiert. Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und wollen dahingehend einen Beitrag leisten.

Was ist Ihr Eindruck von der aktuellen Berichterstattung über den Islam? Hat sich die Berichterstattung gewandelt?

Die Medien sind ein großes Problem. Sie zeigen nicht, wie die Gemeinden in Deutschland sind, sie zeigen nicht das wahre Bild der muslimischen Gemeinde in Deutschland. Sie zeigen, wenn es um den Islam geht, diesen als eine geschlossene Gemeinde, die sich nur mit sich selbst beschäftigt und sich nicht um die Gesellschaft kümmert und extremistische Gedanken hat. Solche Berichterstattungen stören uns wirklich sehr. Wir versuchen, diesem Bild entgegenzuwirken, indem wir mit unseren wissenschaftlichen Institutionen auf die Straße gehen, um zu zeigen, was uns wirklich ausmacht und wer wir sind. Wir arbeiten eng mit der Stadt zusammen und besprechen unterschiedliche Themen und Bereiche. Aber die Medien selbst sind noch nicht auf uns zugekommen. Dafür ist der Vorstand der Moschee zuständig.

Sie kommen ursprünglich aus Ägypten. Wie sind Sie nach Deutschland gekommen und was hat Sie dazu bewegt?

In Kairo habe ich an der Azhar Universität fünf Jahre studiert. Dort gibt es eine Abteilung Islamwissenschaft für verschiedene Sprachen – Und ich habe Deutsch gewählt. Anschließend war ich zwei Jahre als Imam in Ägypten tätig. Danach wollte ich mein Studium weitermachen und bin 2002 nach Freiburg gekommen. Ich habe dort Religionsgeschichte und Islamwissenschaften studiert und auch meinen Magister gemacht. Nach dem Studium habe ich Arbeit gesucht und seit Anfang 2010 wurde ich dann hier in Deutschland als Imam tätig.

Gibt es ein (Auswahl-)Verfahren, um Imam in Deutschland zu werden? Wie ist generell das Verfahren Imam einer Gemeinde zu werden?

Als Entsandter hierherzukommen ist eher selten. In Deutschland gibt es nur einen entsandten und von der Regierung finanzierten Imam. Ich bin nicht über ein Auswahlverfahren hergekommen. Ich bin kein Entsandter aus Ägypten, sondern habe mir mein Studium hier selbst finanziert und bin aus privatem Antrieb hergekommen.

Das Auswahlverfahren liegt in der Verantwortung des Vorstands der Gemeinden. Wenn eine Gemeinde einen Imam braucht, dann suchen sie einen, der qualifiziert ist. Er muss bestimmte Sachen vorweisen, er muss den Koran kennen, eine theologische Ausbildung haben und muss auch eine Probezeit als Imam durchlaufen. In türkischen Moscheen ist es anders, die Imame werden von der Regierung nach Deutschland geschickt.

Janina Süß, 1. FS
20. Januar 2017

„Klimapolitik ist die beste Flüchtlingspolitik der Zukunft“ – Hitzige Podiumsdiskussion zu Flucht beim Evangelischen Kirchentag 2023

08. Juni 2023

Über 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Tendenz steigend. Das Thema Flucht ist heute relevanter denn je. Immer mehr Menschen treibt es aus der Heimat in ein fremdes Land, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dabei sind die Fluchtursachen genauso unterschiedlich wie die Menschen selbst. Egal, ob es die Flucht vor Krieg, Krisen, Gewalt oder Armut ist, oder Menschen aus Ländern wie dem Sudan, aus Syrien, Afghanistan, Irak, Äthiopien, Myanmar, Nigeria oder aus der Ukraine fliehen.

Thema Flucht

Beim 38. Evangelischen Kirchentag steht das Thema Flucht in all seiner Vielschichtigkeit im Fokus und war Thema einer Diskussionsrunde, zu der am Donnerstag, dem 8. Juni, hochkarätige Gäste aus Politik und Gesellschaft eingeladen waren. Am Podium diskutierten Tareq Alaows, Flüchtlingspolitischer Sprecher der Menschenrechtsorganisation ProAsyl sowie Mitglied der Partei Bündnis 90 / Die Grünen; Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof und Vorsitzender des Zentralausschusses Ökum. Rat der Kirchen (ÖRK), Parnian Parvanta, stellvertretende Vorstandsvorsitzende deutsche Sektion Ärzte ohne Grenzen und Tamara Zieschang (CDU), Innenministerin von Sachsen-Anhalt.

„Knastähnliche Flüchtlingslager“

Dabei stand folgende Frage im Vordergrund der Debatte: Wie stehen Kirche und Gesellschaft in der Verantwortung, wenn ernsthaft über eine neue Verordnung zur „Stärkung der Außengrenzen“ der EU verhandelt wird?

Die Verordnung zur Stärkung der EU-Außengrenzen sieht nämlich vor, die Geflüchteten direkt an den Außengrenzen in Ungarn, Griechenland oder Italien zu kontrollieren und Geflüchtete mit niedriger Schutzquote direkt ins Mittelmeer zurückzuschicken. Außerdem dürften mit der neuen Verordnung alle Staaten „knastähnliche Flüchtlingslager“ (Parnian Parvarta) bauen, die mit einem dreifachen Stacheldrahtzaun und Ausgangssperre die Flüchtlinge ihrer Freiheit berauben würden.

Einigkeit bestand bei den Diskussionsteilnehmer:innen darüber, dass Geflüchtete aufgenommen werden müssten. Laut Tamara Zieschang gäbe es aber eindeutig große Unterschiede zwischen Wirtschaftsgeflüchteten, politischen Flüchtlingen und Kriegsgeflüchteten.
„22 Prozent haben keinen Schutzgrund, weil sie Wirtschaftsgeflüchtete sind. Weitere 22 Prozent haben keinen Schutzgrund, weil sie über andere Länder angereist sind, in denen sie Asyl beantragen hätten können“, so die Innenministerin.
Die Fluchtursachen müssten bekämpft werden, die Lösung könne nicht darin liegen, Millionen von Menschen in Europa aufzunehmen.
„Ich möchte nicht zusehen, wie Menschen ertrinken“, so Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

„Jeder Mensch im Bilde Gottes“

Grünenpolitiker Tareq Alaows setzt sich hingegen für legale Flüchtlingswege ein. Illegale Routen, beziehungsweise das Blockieren von Wegen, führe nicht zu einer Aufhaltung von Fluchtbewegungen, sondern führe zu einer Zunahme von illegalen Fluchten. Außerdem sieht er den neuen Verordnungen der EU kritisch gegenüber und fordert alle auf gegen diese Forderungen zu stimmen. „Als syrischer Staatsbürger bin ich selbst in einem Boot geflüchtet und wünsche diese Erfahrung keiner anderen Person“, sagt er.

Die Debatte beschließt der Landesbischof mit diesen eindringlichen Worten: „Immer wenn wir über Flüchtlinge reden, so sollen wir dies so tun, dass wir dem Menschen, über den wir da reden, in die Augen schauen können, weil wir als Christen der tiefen Überzeugung sind, dass jeder Mensch geschaffen ist im Bilde Gottes.“
Eine inhaltsreiche, hitzige und berührende Debatte geht nach drei Stunden zu Ende.
Flucht betrifft uns alle! Für viele Generationen, vielleicht für immer. Es geht nicht darum, ob wir sie wollen, sondern wie wir damit in Zukunft umgehen.

Autorinnen: Maria Abuter Grebe, Irem Orhan, Clarissa Grygier

Der Original-Artikel findet sich auf der Website des DEKT.

„Jetzt ist die Zeit für Mission“ – Irem Orhan interviewt Markus Söder auf dem Evangelischen Kirchentag 2023

Wofür steht für Ministerpräsident Dr. Markus Söder der Evangelische Kirchentag?

07. Juni 2023

„Jetzt ist die Zeit“. Hoffen. Machen. Unter dieser Losung findet ab heute der Kirchentag in Nürnberg statt. Über 2000 Einzelveranstaltungen erwarten die Teilnehmenden. Mit dabei ist unter anderem der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Im Interview mit unserer Redakteurin Irem Orhan spricht er über die Bedeutung des Evangelischen Kirchentages für die Gesellschaft und über den Glauben.

Herr Söder, was verbinden Sie persönlich mit dem Evangelischen Kirchentag?

Freude. Hoffnung. Mut. Ich finde es sehr wichtig, dass wir gemeinsam das Bekenntnis zum Glauben abgeben und die Frohe Botschaft vermitteln – in Form einer großen Mission in die Herzen und Seelen der Menschen. Dafür steht für mich der Evangelische Kirchentag.

Weshalb sollte man Ihrer Meinung nach den Evangelischen Kirchentag dieses Jahr in Nürnberg auf gar keinen Fall verpassen?

Ein Kirchentag ist ein tolles Ereignis und für Nürnberg als meine Heimatstadt freue ich mich natürlich besonders. Wir glauben nach wie vor an die Zukunft des christlichen Glaubens und an die Zukunft der Kirche. Bei allen Debatten über die Kirche sollten wir den Kerngedanken nicht vergessen – die Frohe Botschaft und die Einzigartigkeit des Christentums. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies am Kirchentag gelingen wird. Und zwar durch unzählige Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse.

Sie nehmen am Eröffnungsgottesdienst Teil und halten eine Bibelarbeit am Freitag, 9. Juni. Was erwartet denn die Teilnehmenden?

Ich bin großer Anhänger des Neuen Testaments und höre dieses gerne auch als Hörbuch im Auto. Für den Freitag ist allerdings eine Lesung aus dem Buch Mose vorgesehen. Auch darauf freue ich mich. Es wird eine Interpretation geben, vielleicht auch mit aktuellen Bezügen.

Der Glaube steht im Vordergrund des Evangelischen Kirchentages. Würden Sie behaupten, dass Veranstaltungen dieser Art in den jetzigen, schwierigen Zeiten wichtiger denn je sind?

Absolut. Es ist wichtig, eine Botschaft zu senden. Und zwar eine Botschaft der Mission in das eigene Herz und einer Mission in das Land hinein. Die Kirche sollte die Herzen vieler Menschen ansprechen. Sie hat einen einzigartigen Charakter, der nicht verlorengehen darf. Es ist sehr wichtig, dass die Kirche auch Kirche bleibt und sich nicht zu einer Art NGO entwickelt. Ich bin mir sicher, dass der spirituelle Charakter der Kirche am Evangelischen Kirchentag seinen Platz finden wird.

Wie wichtig ist Ihnen der christliche Glaube?

Der Glaube gibt mir Halt, Hoffnung sowie Kraft und hat mich immer begleitet. Sowohl durch freudige Momente in meinem Leben wie die Geburt meiner Kinder als auch durch schwierige Momente wie der Tod meiner Eltern. Ich bin froh, dass ich glauben kann. Natürlich entscheidet das jeder für sich selbst, aber für mich wäre mein Leben trostlos ohne die Beziehung zum Glauben.

Der Kirchentag steht unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“. Wie würden Sie diesen Satz beenden wollen? „Jetzt ist die Zeit für…“

Mission. Mission in das Herz und Mission an die Menschen.

Was möchten Sie den Teilnehmenden des Evangelischen Kirchentages mitgeben wollen?

Open your heart. Öffnet eure Herzen. Genießt das gemeinsame, tolle Ereignis.

Das Interview wurde geführt von Irem Orhan

Das Original-Interview findet sich auf der Website des DEKT.